TV Nieder-Olm 4 - HSV Alzey 3 21:21

Fantomas und das springende Pferd

Die Überschrift mag für viele unserer regelmäßigen Leser etwas verwirrend anmuten, vieles klärt sich aber mit den nächsten/folgenden Zeilen.
Der Jahreswechsel ist nun schon einige Tage vorbei, eine knochenharte Vorbereitung auf die zweite Saisonhälfte der Herren 3 neigte sich am vergangenen Donnerstag dem Ende entgegen. Endlich wieder mal Spielen, so der allgemeine Tenor. Trainingsdrill, garniert mit Powerwinterwanderung und Neujahrsgrillen, sowie den wöchentlichen Punktomatveranstaltungen, Coach Ahr dosierte die Belastung nach neuesten sportwissenschaftlichen Erkenntnissen. Am heutigen Sonntag sollte das körperliche und mentale Loch kein Thema mehr sein, nimmt man hierzu den vergangenen Trainingsdonnerstag als Maßstab eine durchaus begründete Annahme. Wieder tauchte ein Neuling in der „heiligen Halle“ ASS auf. Rotes Jersey, schwarze Hose, offensichtlich war er dem Ein oder Anderen der Punktejäger bekannt. Ansonsten kritisch beäugt von den jungen Nachwuchshandballern, zeigte er im traditionellen Fußballaufwärmspiel gleich was in ihm steckt. In grauen Socken und gelben Schuhen war seine erste Aktion zum Zunge schnalzen. Technisch ansprechend und mit unglaublicher Dynamik, landete sein erster zugespielter Ball als Dropkick an der Hallendecke. Somit war die Aufnahmeprüfung mit Auszeichnung bestanden. Mit dem Schlußpfiff des Trainings war unser „Neuling“ umgehend verschwunden. Ähnlich Fantomas aus der gleichnamigen Fernsehserie der 60er Jahre ( nur die Älteren unter uns erinnern sich an die Zeit als die Fernsehkrimis „laufen lernten“ ), wusste keiner der Beteiligten wohin er verschwand. Keine Chance also ihm die Regularien unseres Teams näher zu bringen, evtl. aber auch hinfällig da nur ein „Sternschnuppentrainerer“ ? Was da noch keiner wusste: Ähnlich überraschend wie er verschwand, sollte er am Spieltag wieder auftauchen. Kann er zaubern „unser Fantomas“, gibt oder gab es Gemeinsamkeiten mit unserem „großen Boldini“, oder waren die Ähnlichkeiten nur marginal. Es war Zeit die Gedanken wieder auf das Wesentliche zu fokussieren. Vor uns lag die lange und beschwerliche Anreise nach Nieder-Olm. Chefcoach Ahr, längst fokussiert und gedanklich im Tunnel, brachte dabei seinen Wartbergferrari an die Belastungsgrenze. Prinz Müller und der Schreiber dieser Zeilen hatten unweigerlich Blutdruckprobleme als er in „Walter Röhrl-Manier“ durch die Autobahnausfahrt nach Nieder-Olm driftete. Der folgende Link zeigt nicht ansatzweise wie die Insassen das Manöver live erlebten.
https://www.youtube.com/watch?v=bII3dTUKd7g
Aussage des Fahrzeuglenkers: Normalerweise lasse ich es hier immer ausrollen, diesmal wurden halt die Bremsen auf Herz und Nieren getestet, was ist heute schon noch normal ?
Sicher einparkend war das Fahrtziel erreicht, angenehmer Nebeneffekt des Hell-Drivers, wir waren die Ersten vor Ort, ein definitiv unschlagbarer Vorteil bei der Auswahl der Trikothosen.
Die Lemminge unter uns ( sind nicht so Viele aber durchaus vorhanden ) dürfen dann nämlich in den XXL-Hosen spielen, bei Hallen mit Zugluft ( ist das Segel erst mal gesetzt…. ) dreht sich die Vorteilsnahme unweigerlich. Die Stimmung in der Kabine gut, kurzfristig hatte es noch eine Torhüterrotation gegeben. König Hans hatte sich in den Kader „geklagt“, Ex-König Guido zog daraufhin zurück. Zusammen mit „El Pulpo“ wollte König Hans seine zweite Amtszeit mit intensiver körperlicher Ertüchtigung beginnen. Ein anwesender Kader von 14 Personen erzeugt zwangsweise Probleme bei der Trikotnummernzuordnung. Wanderwart Müller und Fantomas regelten das „Tragen der 8“ mit einem ein Euro Münzwurf, an anderer Stelle wollte sich niemand ein“ X“ für ein „U“ vormachen lassen. Aber dann, raus in die Arena, warmer und herzlicher Applaus brandet von den bereits gut gefüllten Zuschauerrängen auf , das Anschwitzen beginnt. Kurz darauf eine empfindliche Störung des festgelegten Ablaufes. Blau gegen Blau wäre subotimal, also Trikottausch. Die „grünen Siegertrikots“ übergestreift und weiter ging es. König Hans, mit dem neu angefertigten Königstrikot, war davon unbeeindruckt, zusammen mit El Pulpo zelebrierte er ein sehenswertes Aufwärmprogramm.
5 Minuten vor Anpfiff nochmal in die Kabine und der Ansprache vom Chefcoach lauschen. Gedanklich hängen geblieben ist: wir können heute personell rotieren, geben alles und wollen gewinnen. Im Nebensatz viel noch das Wort „Tempo“, so habe ich es zumindest dunstig in Erinnerung. Das Spiel möge beginnen und es begann. Schleppend begann es und jetzt suche ich die Steigerungsform von schleppend. Irgendwie, ganz ganz tief im Unterbewußtsein hatte sich wohl festgesetzt, das Tempo erst dann gespielt wird wenn es gar nicht mehr anders geht. Es blieb lange lange im Unterbewußtsein gefangen. So plätscherte ( ähnliches Wort wie schleppend ) die Partie dann so vor sich hin. Überschaubares Niveau mit zunehmender Bewegungsarmut, zumindest auf Alzeyer Seite. Hinzu kam das man mit freien Torchancen dann auch noch recht fahrlässig umging. Anfängliche Führungen wurden freundlich und fair wieder an die Gastgeber „zurück gegeben“, die eigene Abwehrarbeit zuweilen konfus und im Angriff weiter behäbig ( schleppend, plätschernd, behäbig…. ). Umstellung durch den Coach auf eine etwas spielerische personelle Variante. Aus einem 8:9 wird ein 11:9 um dann aber durch eigene Dusseligkeit den Nieder-Olmern bis zur Pause doch wieder den Gleichstand ( 11:11 ) zu ermöglichen. Halbzeit, Getränkeaufnahme, Fehleranalyse, taktische Feinjustierung, raus und besser machen.
Anpfiff des Schiedsrichters und es wurde tatsächlich……nicht besser… Die Gastgeber zogen auf 16:13 davon, das eigene Angriffsspiel war zwar nun zielstrebiger, schlug sich aber nicht im Ergebnis wieder. Die Nieder-Olmer hielten ihren Vorsprung und hatten im eigenen Angriff meist die passende Antwort. Insgesamt engagierter und ansehenswerter, stimmte aber jetzt die kämpferische Einstellung auf HSV-Seite, wobei erwähnt werden muss das uns El Pulpo in diesen Phasen oftmals den vielzitierten „Arsch“ mit seinen Paraden rettete. Hinzu kam ein, von König Hans spektakulär gehaltener Siebenmeter. Lange Reaktionszeiten haben eben auch ihr Gutes, sichtlich verwirrt jagte der Schütze das Spielgerät an den Pfosten
Trotzdem schien 150 Sekunden vor Schluß bei einem 19:21Rückstand die „Messe gelesen“. Dem schnellen Anschlußtreffer zum 20:21 folgte aber ein Ballgewinn in der Abwehr. 35 Sekunden blieben da noch, El Pulpo eilte nun mit nach vorne und versuchte als zusätzlicher Kreisläufer die Gegner zu verwirren. Um ihn sofort eine massierte Rudelbildung der Gastgeber, diese eröffnete D.Egner am Kreis aber die Chance zum Ausgleich die er schnörkellos nutzte. Das der Treffer eher Kreisverdächtig war…, nicht jeder Verdacht lässt sich im Nachhinein erhärten…
Kurz darauf Schlußpfiffund die Frage: gewonnener oder verlorener Punkt ?
Jetzt kommt das Pferd aus der Überschrift ins Spiel. Diese springt gemeinhin nur so hoch wie es muss. In etwas abgewandelter Form war das Pferd eher ein Gaul, zuweilen auch ein Kaltblut, mit dem Springen hatte es es auch nicht so. Es war eher ein kleines hüpfen.
Es steht uns wohl eine stürmische Woche bevor. Prinz Müllers Eltern haben einen Videomitschnitt der Partie angefertigt, ausgesuchte Sequenzen werden wohl als Videostudium herhalten müssen. Ob die in der Mainzer Strasse in Gau-Odernheim stattfindet oder bereits vorab per Mail verschickt wird ist noch nicht abschließend geklärt.
Der Trainingsdonnerstag könnte aber schweißtreibend werden. Gesucht wird für kommende Woche dann das Pferd das die Hürde Nieder-Olm „ohne Abwurf“ überspringt, denn da steht das Rückspiel an. Mit unseren enthusiastischen Fans im Rücken sollte da was gehen, Zuschauern wird empfohlen rechtzeitig in der Halle zu sein um sich einen der begehrten Sitzplätze zu sichern.
Die Statistik:
Tor: König Hans Moritz und El Pulpo Andreas Büchse
Feld: Sascha Weinmann (2), Fantomas/Boldini oder wer auch immer (1), Dieter Jacob, Volker Ahr, Flo Kosiol (2), Michael Müller, Dirk Egner (9/1), Ecky Hofrath (5), Robert Dvorak (3), Torsten Hanzlik, Heiko Jung, Thomas Müller