TV Nierstein 3 - HSV Alzey 2 20:15

Talentschuppen im Topspiel mit erster Saisonniederlage

Talentschuppen im Topspiel mit erster Saisonniederlage
Vorweihnachtszeit, garniert mit dem Topspiel der C-Klasse. Was vor Wochen noch undenkbar schien, wurde nunmehr Realität. HSV Alzey II, der Talentschuppen, eine Mischung aus Erfahrung, jugendlicher Unbekümmertheit und der unerschöpflichen Gier noch einmal für sportliche Furore zu sorgen. Das Stockerl der C-Klasse, nun fokussiert im Blick, und dem gestiegenen medialen Interesse trotzend, lief die Vorbereitung auf das Spiel, dass die Massen elektrisierte, mit der gewohnten Ernsthaftigkeit. Auffällig aber, und das hätte einem eigentlich frühzeitig zu denken geben müssen, der „Hanzlikisfallsuchtisvirus“ hatte Raketen-Max im Training erfasst. Dreimal ging er zu Boden, rappelte sich aber jeweils selbstständig wieder auf, dennoch, dem Kenner der Materie schwante da schon nix Gutes.
Und die Vorahnung war durchaus nicht trügerisch. Das „Nordlicht“ hatte seine Stretchlimousine zur Anreise zur Verfügung gestellt. Ein Großteil der Mannschaft ergriff die Gelegenheit beim Schopfe und nahm darin Platz. Die verspiegelten Scheiben gewährten eine Abschottung von der Außenwelt, gleichzeitig wurde die Konzentrationsphase der Insassen nicht durch die immer aufdringlicheren Fans und Groupies gestört. Zwar überholten uns auf der Autobahn immer wieder hupende Autos, ein Blick ins Innere des Fahrzeuges blieb ihnen aber verwehrt. Im Radio wurde gerade eine Musiksendung für eine Eilmeldung unterbrochen. US-Präsident Donald Trump verhängte einen Einreisestopp für Kamele nach Hawaii, da kannst du nur den Kopf schütteln …..
Die Einreise nach Nierstein wiederum war problemlos möglich, grün weiße Fähnchen schwenkende Kinder standen ab dem ersten Kreisel Spalier, das „Nordlicht“ gab die Huldigungen mittels eines Hupkonzertes zurück. Allerdings trat nun ein schwerwiegendes Problem zu Tage, auf dem ausgewiesenen Parkplatz war kein adäquater Stellplatz für unser Gefährt vorgesehen. Unser Chauffeur machte „das Beste“ draus und parkte an der Peripherie. Die Rundsporthalle war nur schemenhaft in der Ferne erkennbar, der Weg zur Spielstätte war in eisiger Kälte und schneidendem Ostwind mehr als beschwerlich. Wohl dem der Essens - und Trinkvorräte in ausreichender Menge mitgenommen hatte, die letzten Meter gerieten zur Tortur, mit den allerletzten Kraftanstrengungen wurde die Halle erreicht. Dort war schnell klar, nach diesem „Überlebenskampf“ wird es schwer noch einmal die allerletzten Reserven für das bevorstehende Topspiel zu mobilisieren.
Die Gastgeber aus Nierstein, nach Minuspunkten ausgehend Tabellenführer, wussten von all dem nichts, der HSV-Talentschuppen wiederum versuchte sich nun auf das Wesentliche zu konzentrieren, die klammen Finger und eiskalten Gliedmaßen sollten irgendwie auf Betriebstemperatur gebracht werden, nur wie, das war die Frage ?
Die angesetzte Schiedsrichterkoryphäe beendete alle gedanklichen Pläne diesbezüglich mit dem Anpfiff der Partie. Und sofort war für Jeden erkennbar, hier treffen zwei absolute Schwergewichte der C-Klasse aufeinander. Dem enthusiastischen Publikum würde ein leidenschaftlicher Fight bevorstehen, welcher aber ab Spielminute 10 als solcher nicht mehr erkennbar sein sollte, das wusste/ahnte zu diesem Zeitpunkt aber noch niemand. Der „Nordlichttreffer“ zur 3:4 Gästeführung sollte den ultimativen Bruch im HSV-Spiel besiegeln. Ab jetzt ging nichts mehr im HSV-Spiel, während sich die Niersteiner in einen Flow spielten. Beim HSV fehlte jegliche Durchschlagskraft im Rückraum. Viel querquer, keine Tiefe, verbunden mit zumeist uninspirierten Abschlüssen, die Gastgeber nahmen all dies dankend zur Kenntnis. Hinzu kam auch das notwendige Glück das Postenabpraller auch noch den Weg in unser Tor fanden. Desaströser Halbzeitstand somit 14:6
Positiv aber, das HSV-Management hatte flugs Heizöfen besorgt, die Kabine nun mollig warm, das sollte die Lebensgeister wieder wecken. Am Taktikboard war eiligst ein Motivationsspruch für die zweite Halbzeit angebracht worden.
Schau niemals zurück. Es sei denn, Du möchtest in diese Richtung gehen, stand da.
Und das war dann auch das Motto für die zweiten 30 Spielminuten. Die HSV-Anhänger begrüßten ihre Lieblinge mit „Jetzt geht’s los“- Sprechchören, die Niersteiner waren leicht perplex. Mit dem umgehend erfolgten Anpfiff zur zweiten Spielhälfte aber war klar, der HSV-Anhang hat ein feines Gespür für Spielsituationen, es ging tatsächlich los……
In der Abwehr suchte das HSV-Team nun sein Heil mit einer offensiveren Ausrichtung, die Deckungsvariante schmeckte den Gastgebern weniger gut als vermutet. Jetzt kam man zu Ballgewinnen die in Halbzeit eins noch nicht gegeben waren, gepaart mit einer mutigeren Angriffsleistung wurde die Partie aus HSV-Sicht ansehnlicher. Egner Siebenmeter zum 7:15, Königstreffer zum 8:15, zwei „Kroatenhämmer“ aus dem Rückraum ( 9:16/10:16 ) und Müller „der Schnelle“ (11:16 ) zwangen die Gastgeber zur Auszeit. Noch 12 Minuten zu spielen und es war klar, da bleiben wir jetzt „dran“. Die Niersteiner zehrten nun von ihrem großen Vorsprung aus der ersten Hälfte oder aber machten nicht mehr als nötig, je nach Sichtweise eben…. .
Ein Nordlichttreffer zum 13:17 nährte kurz die Hoffnung das Ergebnis noch freundlicher zu gestalten, dies gelang aber nicht. Mit 20:15 blieben die Punkte verdientermaßen in Nierstein, der HSV verspielte jegliche Punktechance mit einer überaus schlechten Phase in Halbzeit eins. Das Ziel „Stockerlplatz“ am Ende der Runde bleibt aber definitiv in Reichweite. Zur nächsten und abschließenden Partie des Jahres in Nieder-Olm wird aber eine Leistungssteigerung in allen Mannschaftsteilen nötig sein um zu einem erfolgreichen Jahresabschluss zu gelangen.
Die im Anschluss an die Partie durchgeführte Punktomatveranstaltung wurde im „Winzerhaus in Nierstein“ durchgeführt. Flo Kosiol errang dabei seinen Premierenpunkt in der laufenden Saison, gleichzeitig war dies der erste Punkt seit dem 22.01.2017. Als die anwesenden Gäste dies erfuhren erhoben sie sich alle gleichzeitig und spendeten lang anhaltenden Beifall. Standing Ovations zum Abschluss eines Tages der so ganz anders geplant war.
Und so war es wenig verwunderlich das die HSV-Herren noch bis tief in die Nacht hinein darüber grübelten ob der ehemalige Fußballbundestrainer Berti Vogts nicht doch irgendwie Recht hatte als er sagte:

Ich glaube, dass der Tabellenerste jederzeit den Spitzenreiter schlagen kann.

DIE Presse meint dazu:

Die schwierigste Turnübung ist immer noch, sich selbst auf den Arm zu nehmen.

Für den HSV Alzey spielten:
Tor: Jürgen Söhnle und Andi Büchse
Feld: Max Laubner, Michael Müller, Dirk Egner (1/1), Ecky Hofrath (5), Robert Dvorak (2), Torsten Hanzlik (2), Lukas Fuchs, Dieter Jacob, Timo Seibel (1), Thomas Müller (1), Volker Ahr (1), Flo Kosiol (2/1)