König redet Klartext, Rakete zündet Turbo

• HSV Alzey 2 - MTV v. 1817 2 31:19

König redet Klartext, Rakete zündet Turbo

Willkommen in der stärksten B-Klasse aller Zeiten !

Eine Woche, nach dem hart erkämpften ersten Saisonsieg, wollte der HSV Talentschuppen gegen die Spieler des „Keller des Grauens“ ( am 02.02.2020 steht dort eines der schwersten Auswärtsspiele der Herren II auf dem Spielplan ) gleich punktmäßig nachlegen. Endlich wieder in der vertrauten Rundsporthalle, sollten die Punkte 3 und 4 auf der Habenseite verbucht werden. Das Training während der Woche litt unter diversen personellen Ausfällen. Bereits jetzt macht sich die zusätzliche Belastung in der B-Klasse bemerkbar. Zu dem Langzeitverletzten Hans Moritz und Dirk Egner gesellten sich mit Markus Frey und Thomas Müller zwei weitere Ausfälle. Letzterer war unter der Woche zu einem weltweit anerkannten Orthopäden nach München gereist um die schwere der Verletzung aus dem Spiel gegen Zotzenheim diagnostizieren zu lassen. Zurück kam er mit guten Nachrichten. Sinngemäß bekam er mitgeteilt, Fußballer würden mit einer solchen Verletzung wochenlang ausfallen, er als Handballer wäre jedoch zeitnah wieder fit.

Eine finale Entscheidung über einen Spieleinsatz sollte daher nach dem Warmmachprogramm fallen. Schnell stellte sich aber heraus das in seiner Endbeschleunigung noch einige Prozentpunkte fehlten, auch sprach der durchgeführte Laktattest nicht unbedingt für einen Einsatz. Headcoach Ahr verzichtete daher schweren Herzens auf die „Turboflügelzange“ Müller/Laubner und beorderte als ersten Nachrücker Clemens Kreisel auf die „Sprintposition“.

Das Sprintwunder Müller wurde also ersetzt vom Konditionswunder Kreisel, eine durchaus nachvollziehbare taktische Maßnahme. Allerdings war der Ablauf vor dem Spiel dadurch doch etwas gestört, wie anders ist es zu erklären das Coach Ahr zur Einstimmung auf die Partie von einer C-Klassenzugehörigkeit sprach. Ein klares Indiz dafür das der Stresslevel in der B-Klasse um ein Vielfaches höher ist als dies in der vergangenen Saison der Fall war.

Diesmal sollten Trainingsinhalte nicht unbedingt im Spiel umgesetzt werden, eine situative Spielgestaltung war der Wunsch, verbunden mit dem gedanklichen Ansatz einer bis dato nie dagewesenen Qualitätsoffensive.

Soweit so gut und dann gab es noch den 4.Platz von Flo Kosiols Frau beim Weinflaschensuchen des Alzeyer Winzerfestes zu feiern, sicherlich ein willkommener zusätzlicher Adrenalinschub für unseren jungen Rückraumspieler.

Auf der anderen Hallenhälfte spulten die Gäste ihr Warmmachprogramm routiniert herunter, bereits in dieser frühen Phase wurden sie dabei von ihrem lautstarken Anhang immer wieder frenetisch angefeuert.

Doch irgendwann geht es dann eben los.

Zur Freude der in der Halle weilenden Handballenthusiasten, wurde die Partie von einem „Sobernheimer Tierarzt“ geleitet, der sich bereits öfters in die Herzen aller Anwesenden gepfiffen hatte.
Weniger kapriziös immer kommunikativ und mit klarer Ansage ( Was ich nicht sehe, kann ich nicht pfeifen ) stellte er dabei viele Bundesligaschiedsrichter in den Schatten.

Und so war es wenig verwunderlich das die Begegnung, in der unser Kroate den ersten Treffer erzielte, überaus fair verlief. Überhaupt, die ersten Minuten gehörten unserem wurfgewaltigen „Ex-Jugoslawen“. Vom Gegner kaum zu bändigen herrschte aber beim Stand von 5:1 in der 8. Spielminute Alarmstufe rot. Die in der Halle anwesenden Personenschützer waren sofort hellwach und auf alles vorbereitet was da kommen könnte. Unser Kroate nahm die ihm angezeigte gelbe Karte aber stoisch zur Kenntnis, die ( Schiedsrichter ) - Personenschützer zogen sich umgehend wieder in ihren Einsatzwagen zurück. Der HSV hatte die Begegnung früh im Griff auch wenn der letzte Drive fehlte, die Zuschauer, welche mit dem HSV sympathisierten, merkten auch das die allerletzte Konsequenz fehlte. So suggerieren die Zwischenstände von 8:4, 12:8 und 14:10 eine gewisse Schlagdistanz des Gegners doch war man sich im weiten Rund der Alzeyer Sporthalle sicher: Wenn es eng wird können wir nachlegen. So gehörte der letzte Treffer zum 15:11 Pausenstand dem HSV, erzielt durch „Raketenmax“ Laubner.

Im Überschwang der Gefühle beschwerte er sich aber in der Pause über die fehlende Unterstützung von den Rängen, was sofort den amtierenden König auf den Plan rief. In einer nie dagewesenen flammenden Rede sprach er ( erstmals in seiner Amtszeit ! ) Klartext und war von der Wirkung seiner Worte wohl selbst überrascht.

Auch Raketenmax wirkte zuerst wie paralysiert, hatte dann aber eine sportliche Antwort parat, mit der die wenigsten gerechnet hätten. Laubner-Treffer zum 16:12 und dann begann die Zeit von „Halb sank er hin halb zog es ihn“-Kreisel. In der Endphase seiner Würfe immer von massiven Erschöpfungszuständen heimgesucht, sorgte er jetzt für den Ausbau ( 19:13 ) der Führung. Dann wieder ein Laubner-Treffer zum 20:13 und Auszeit von den Gästen. Jetzt geschah das was man in der Alzeyer Rundsporthalle akustisch noch nie vorher vernommen hatte. „Laubner, Laubner noch einmal es war so wunderschön“ schallte es tausendfach von der Tribüne, der so Angebetete winkte verlegen ins Publikum. Die Auszeit der Mainzer verpuffte völlig wirkungslos, auch weil der HSV jetzt noch personell nachlegen konnte. Als beim 27:17 alle Zweifel ausgeräumt waren setzte die Rakete noch ein Doppelpack oben drauf, seine Auswechslung damit zwangsläufig. Mit Headcoach Ahr sollte das Tempospiel nochmals intensiviert werden. Und das gelang eindrucksvoll, zwei Treffer zum 30:18 und 31:18 belegten dies. Die Gäste trafen zum 31:18 Endstand, der HSV-Talentschuppen hatte ein weiteres Ausrufezeichen in der stärksten B-Klasse aller Zeiten gesetzt.

Am Spielfeld standen die Groupies bereits für Autogrammwünsche bereit, einzig Raketenmax hatte von den letzten Spielen noch Autogrammkarten übrig und war daher dutzendfach umlagert. Während die schreibende Journaille die ersten Interviews am Spielfeldrand führte ging der Fokus bei der Trainerschaft sofort auf das nächste Spiel. In einem der schwersten Auswärtsspiele der Saison geht es am 19.10.2019 zum Mitaufsteiger aus Nierstein. Inwieweit sich die verletzungsbedingten Ausfälle bis dahin minimiert haben lässt sich derzeit noch nicht sagen, allerdings arbeitet die medizinische Abteilung mit Hochdruck an der Wiederherstellung der körperlichen Genesung.

Mit nunmehr 4:2 Punkten rangiert der Aufsteiger aus Alzey völlig überraschend in der oberen Tabellenhälfte und zeigt damit überdeutlich was mit Trainingsfleiß und bedingungsloser Fokussierung auf den sportlichen Erfolg möglich ist.

Für den HSV Alzey spielten:
Tor: Jürgen Söhnle
Feld: Max Laubner (6), Clemens Kreisel (6), Robert Dvorak (5), Ecky Hofrath (6), Volker Ahr (2), Lukas Fuchs (3), Dieter Jacob (1), Frank Stähr, Timo Seibel (1), Flo Kosiol (1/1)