MTV v. 1817 2 - HSV Alzey 2 24:26

Thriller im Keller des Grauens

Willkommen in der stärksten B-Klasse aller Zeiten!

Thriller im Keller des Grauens

Es gibt sie, diese sogenannten großen Spiele. Partien die Spieler und Fans bereits Wochen vorher in ihren Bann ziehen, wo eine ausverkaufte Halle diese besondere prickelnde Atmosphäre erzeugt.

Und nun stand genau so eine Begegnung an. Die Spieler des HSV Alzey II, aus der heimlichen Hauptstadt Rheinhessens, trafen in der rheinlandpfälzischen Landeshauptstadt auf die Akteure des TV von 1817 Mainz II.
Die Arena im Schloßgymnasium in Mainz, gemeinhin auch als „Keller des Grauens“ bezeichnet, erlebte somit den sportlichen Quervergleich zwischen dem besten Tabellenletzten (1817 Mainz) der B-Klasse aller Zeiten und einem der herausragendsten Talentschuppen (HSV Alzey) Rheinhessens.

Was wurde von unserer Seite im Vorfeld alles für diese Partie investiert. Zusatztraining während der Woche, ausgiebiges Videostudium und der „Schnitzelschwur“ nach der letzten wenig erbaulichen Leistung gegen Zotzenheim/St.Johann/Sprendlingen.

Wir waren bestens vorbereitet und die Rahmenbedingungen stimmten, das tägliche nachmittägliche Training in der Vorwoche wurde begleitet, von einem durch Dauerbeschallung verursachten Pfeifkonzert, aus zig Lautsprecherboxen in der Alzeyer Rundsporthalle.

Wir müssen die Atmosphäre, welche uns in Mainz erwartet, nachstellen hieß es aus Trainerkreisen. Schnell stellte sich dabei heraus, das für das bevorstehende Spiel nur die nervenstärksten und stressresistentesten Spieler einen Platz im Kader erhalten können.

Keine Experimente hieß die Devise, für alle Alzeyer Akteure, die nicht beide der geschilderten Voraussetzungen erfüllen würden, wäre ein Einsatz unverantwortlich.
Hier greift dann auch ein gewisses Maß an Fürsorgepflicht um für Zukünftige Einsätze kein Trauma zu erzeugen.

So kristallisierte sich dann zügig heraus auf wen die Wahl fiel und diese 11 Spieler vereinten die Sehnsucht einer ganzen Handballregion nach einem Sieg, in einer der schwierigsten zu bespielenden Hallen Deutschlands, auf sich.

Bereits die Anreise lies erahnen welches Großereignis in Mainz anstehen würde. In unmittelbarer Nachbarschaft des kurfürstlichen Schloßes (ver) mischten sich fastnachtliche Narren mit heißblütigen Fans der Gastgeber und hielten in den jeweiligen Arenen Einzug.

Unser Blick beim Betreten der Spielstätte ging auf eine der größten Hallensitzplatztribünen Deutschlands, ein gewaltiger Anblick. Mit „Forza 1817“ waren die ersten Banner bereits platziert, eine Kamera sollte das Geschehen live im Netz übertragen.

Sofort abgeschottet traf sich das HSV-Team zur Kabinenansprache. Coach Ahr beseitigte mit einer Brandrede den eventuell wirklich allerletzten Rest vorhandener Lethargie. Ab jetzt war jeder Spieler in seinem ganz eigenen Tunnel, Müller der Schnellere setzte dabei auf eine letzte finale Vitaminzufuhr. Die mitgebrachte Obstschüssel wurde genüsslich geleert.

Der Anpfiff folgte und jetzt wurde endgültig klar, unser Gegner hatte wohl in der Winterpause noch einmal personell nachgerüstet, unsere zahlreichen Videobeobachtungen waren mit einem Schlag ein Muster ohne Wert.

Doch wir hatten den besseren Start, führten 2:0 und profitierten von leichten Abstimmungsproblemen der Gastgeber. Diese waren aber nur von kurzer Dauer und es entwickelte sich in der Folgezeit eine ungemein rassige und intensive Partie die beidseitig kaum Platz zum Luftholen bot. Wenig verwunderlich deshalb das der Ausgleich nicht lange auf sich warten lies. Beim HSV hakte es im Rückraum zwar am gebundenen Zusammenspiel, doch sorgte unser Kroate immer wieder mit gelungenen Einzelaktionen für Torerfolge. Zwar legten wir immer wieder die Führungen vor, doch ein richtiges Absetzen vom Gegner gelang uns nicht, folgerichtiger Spielstand nach 15 Spielminuten deswegen 7:7. Ein Jacob-Treffer zum 8:7 und Timo Seibels Geschoß zum 9:8 beeindruckte weder Gegner noch die Fans in der Halle. Immer wieder lautstark nach vorne gepeitscht suchten die Gastgeber ihr Heil in bedingungslosem Tempohandball, das Rückzugsverhalten des HSV-Teams an diesem Tag war aber vorbildlich. In der 23. Spielminute war es dann soweit, beim 11:10 gingen die Gastgeber erstmals in Führung, Lukas Fuchs sorgte mit einem verwandelten Siebenmeter zwar für den Ausgleich, doch der letzte Treffer zum 12:11 Pausenstand gehörte wieder den „1817ern“.

Die Pause kam für uns zur rechten Zeit, schafften wir es doch in den letzten neun Spielminuten nur einen Treffer aus dem Feld heraus zu erzielen. Erfasste uns wieder das obligatorische Leistungsloch kurz vor der Pause?

Weitgefehlt, die Intensität mit der beidseitig weiter zu Werke gegangen wurde blieb auch in der zweiten Hälfte hoch. 2 „Kroatentreffer“ und ein weiterer verwandelter Fuchs-Siebenmeter brachten die 14:13 Führung, die Raketenmax mit einem artistischen Tor zum 16:14 ausbaute. Zwar rammte er sich dabei seinen linken Arm in den eigenen Unterleib aber aufgeben kam nicht in Frage, er stand dabei sinnbildlich für das ganze HSV-Team an diesem Tag.

Eine in Anspruch genommene Verschnaufpause unseres Nordlichtes durch eine erhaltene Zeitstrafe nutzten die Gastgeber zum 18:18 Ausgleich. Doch der HSV konterte im Stile einer absoluten Spitzenmannschaft. Ein Dreierpack von Dvorak, Jacob und Fuchs zum 21:18 zog eine Auszeit der Mainzer nach sich. Doch das (Spiel)-Pendel hatte sich nun kurzfristig dazu entschieden sich auf unsere Seite zu schlagen. 23:18, war das die (Vor)-Entscheidung? Mitnichten, die Gastgeber setzten nun alles auf eine Karte, schlossen schnell ab und reihten einen Torerfolg an den nächsten.

Die Spannung war somit 90 Sekunden vor Schluss bei einer 24:23 Führung für uns nicht mehr zu toppen. Längst hielt es die Zuschauer nicht mehr in ihren Sitzen und die ganze Halle stand. Die Gastgeber öffneten nun ihre Deckung konnten aber einen Durchbruch unsererseits nicht verhindern, Konsequenz daraus, Siebenmeter in der Schlussminute. Mit Lukas Fuchs hatten wir an diesem Tag einen zuverlässigen Schützen in unseren Reihen, aber war er sich der Tragweite dieses finalen Wurfes bewusst? Ein gellendes Pfeifkonzert begleitete ihn bei dem Weg zur Ausführung, nur gut das wir dies im Training schon eingehend simuliert hatten. Da macht sich eben eine gewissenhafte Vorbereitung bezahlt. Ein Pfiff, zweimal angetäuscht, dann den Ball locker aus der Handfläche gleiten lassen. Was so einfach aussah ist jahrelanger Übung geschuldet. Der gegnerische Torhüter bekam die Fingerspitzen zwar noch an den Ball doch dessen wohldosierter Effet verhinderte eine gezielte Abwehr. 25:23 und nach einem schnellen Ballverlust der „1817er“ ein finaler Konter zum 26:23. Kurz darauf brachen alle Dämme, sowohl auf der Tribüne als auch auf dem Spielfeld.

Den letzten Treffer zum 26:24 Endstand verteidigte man schon nicht mehr, direkt im Anschluss ertönte der Schlusspfiff eines epischen Matches. Der HSV Talentschuppen hatte beim wohl besten Tabellenletzten der B-Klasse aller Zeiten zwei immens wichtige Punkte entführt.

Bei einem Edelchinesen in Saulheim klang der Tag aus verbunden mit einem kleinen Wermutstropfen. Mit Emilia Laubner konnte erstmals ein weiblicher Tipper den Jackpot unseres Wettanbieters TIPPUNWIN knacken.

Es soll bereits wieder hell geworden sein als die letzten Spieler das Lokal im Morgengrauen verlassen hatten. War die Partie das Highlight der Runde oder liefern die noch ausstehenden Begegnungen weitere Glanzlichter?

Wir werden alles daran setzen unser treues Publikum noch das ein oder andere Mal mit ähnlichen Darbietungen zu verwöhnen. Als besonderes Bonbon gab es vom Chefcoach noch drei freie Trainingstage sodass die nächste Einheit erst am Donnerstag stattfindet.

Als nächstes wartet mit (Angst)-Gegner Nierstein ein weiteres Schwergewicht der Liga auf uns, dann allerdings wieder in der heimischen Rundsporthalle.

Für den HSV Alzey spielten:
Tor: Jürgen Söhnle
Feld: Volker Ahr, Dieter Jacob (2), Timo Seibel (2), Ecky Hofrath (6), Max Laubner (1), Thomas Müller, Michael Müller, Torsten Hanzlik (1), Robert Dvorak (7), Lukas Fuchs (7/6)