O.-Hilbersheim - HSV Alzey 2 35:20

Mehr David gegen Goliath ging nicht

Mehr David gegen Goliath ging nicht

Willkommen in der stärksten B-Klasse aller Zeiten!

Drittes Auswärtsspiel und eines der schwersten Auswärtsspiele überhaupt dieser Runde. Es sollte ein absolutes Toppspiel werden. Der HSV Alzey II, letztjähriger Meister der C-Klasse, gegen die TSG Ober-Hilbersheim I, den (eigentlichen) Aufsteiger in die Verbandsliga.

Nachdem diese aber die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für einen Aufstieg in die zweithöchste Verbandspielklasse erfahren hatten, kamen ihnen doch Bedenken ob der Attraktivität eben dieser. Als dann durchsickerte das es, durch Umstrukturierungen des Spielbetriebes von Verbandsseite, wohl zu der „stärksten B-Klasse aller Zeiten“ kommen würde, war klar, dass sie da dabei sein wollten. Volle Hallen, inklusive dem gewaltigen medialen Interesse in der B-Klasse, dagegen das monotone eintönige und ermüdende Spiel in der Verbandsliga, wer diesbezüglich eine Auswahlmöglichkeit hat und sportlich ambitioniert ist wird immer die B-Klasse vorziehen.

Nach der knappen Auswärtsniederlage im letzten Spiel beim TV Nierstein gestaltete sich unsere Kaderbildung wieder etwas einfacher. Mit „Raketenmax“, Clemens Kreisel und Chefcoach Volker Ahr kehrte ein Trio zurück, welches uns gerade im Konterspiel zu einer zusätzlichen Flexibilität verhelfen sollte. Trotzdem war unser Lazarett immer noch üppig gefüllt, aber nichtsdestotrotz war der zur Verfügung stehende Kader sicherlich immer für eine Überraschung gut.

Apropos Überraschung, im Abschlusstraining an Halloween, besuchte uns ein „Sensenmann“, egal ob Irrlicht, Nordlicht, oder was auch immer, gerade für unsere blutjungen Spieler war dies ein Vorgeschmack, auf das, was sie in der Spielstätte in Gau-Algesheim erwarten könnte.

Genug der Vorworte. Dank Google Maps wissen nun alle, dass die Fahrtstrecke von Alzey nach Gau-Algesheim „über Land“ ca. 9km kürzer ist als über die Autobahnvariante. Was Google Maps aber nicht kann ist, den Aufenthaltsort von unserem Torhüter „Katze“ Söhnle anzuzeigen. Entweder war er der nervlichen Belastung bereits im Vorfeld nicht gewachsen oder aber sein Terminkalender hatte am Spieltag ein anderes Event für ihn vorgesehen, aufgetaucht war er jedenfalls nicht. Gut nur das „El Pulpo“ Büchse zugegen war, ein anwesender Torhüter ist durchaus ein Qualitätsmerkmal eines Handballspieles.

So zuckelte das Auto des Teamchefs von Alzey über Albig, Ensheim, Wörrstadt Richtung Nieder-Hilbersheim, bzw. dem finalen Ankunftsort Gau-Algesheim. Kleine Randnotiz: in vielen der Orte standen Abordnungen der Gemeinde am Ortsschild und schwenkten Fahnen, verbunden mit den besten Wünschen für unser Spiel. “Ihr schafft das“ war allenthalben zu hören.

Und diese positive Energie übertrug sich dann auch auf die Spieler, zumindest bis zum Sportgruß. Da ging dann wohl doch etwas schief und es stellte sich die Frage wer bei der letzten Partie in Nierstein gut zugehört hatte und wer eben nicht.

Als dann der Anpfiff ertönte waren die Gastgeber förmlich geschockt. Mit spielerischer Eleganz ging der HSV mit 1:0 in Führung und egalisierte den Zwischenspurt der Ober-Hilbersheimer durch Lukas Fuchs zum 2:2.
Mit schnellen Gegenstößen beantwortete der Gegner unsere wenigen Fehlwürfe. Bereits in der 14. Spielminute konnte Timo Seibel unseren vierten Treffer erzielen und die Gastgeber taten sich weiter schwer. Zu oft stand dem Torerfolg eigenes Unvermögen oder eben Andi Büchse im Tor entgegen. Die „HSV-Bank“ machte daraufhin das einzig richtige und nahm eine Auszeit (Spielstand 10:4), damit der Gegner sich neu berappeln konnte.
Während man auf HSV-Seite mit dem eigenen Spiel weitestgehend zufrieden war hörte man Wortfetzen von der anderen Spielhälfte: „So schwer hatten wir uns das nicht vorgestellt“. Leute, wir kommen als C-Klassenmeister, das ist kein Fallobst !

Langsam verbesserte sich deren Spiel (was man von einem Aufsteiger in die Verbandsliga auch erwarten kann!), während wir etwas durchschnaufen konnten. Die ersten 20 Minuten hatten Kraft gekostet und Clemens Kreisel und „Raketenmax“ ergriffen die Chance, durch verabreichte Verwarnungen des Schiedsrichters, etwas Luft zu holen. Für alle anderen war die Halbzeitpause eine willkommene Unterbrechung der „wilden Hatz“. Der Pausenstand von 16:7 lies uns alle Chancen für die zweite Halbzeit, denn gerade die HSV-Schlussoffensive ist rheinhessenweit bekannt und gefürchtet.

Das blutjunge HSV-Team (Altersdurchschnitt an diesem Tag nur knapp 42 Jahre!) setzte die Vorgaben für die zweite Hälfte exzellent um. Clemens Kreisel (19:8), Lukas Fuchs (20:9) und Flo Kosiol (22:10) sorgten dafür, dass die Gastgeber nicht vorentscheidend wegziehen konnten. Max Laubner und Timo Seibel stellten beim 22:12 den „entfernten Anschluss“ wieder her. Und die Ober-Hilbersheimer verzweifelten regelrecht, hatten beim 27:17 in der 51. Spielminute nur einen ganz geringen Vorsprung herausgeworfen, reicht das für die HSV-Schlussoffensive?

Unsere beiden Aushilfs-MV´s, Müller der Schnelle und das Nordlicht, verstärkten mit einer Auszeit alsdann den Angstschweiß des Gegners. Das blieb uns natürlich nicht verborgen, unsinnig zu erwähnen das wir auch eine soziale Verpflichtung haben. Was bringt das jetzt den Gegner in Grund und Boden zu rennen, wir haben bis dato ein „Bombenspiel“ geliefert, also lasst es uns die letzten sieben Spielminuten doch gemächlich angehen. Was als Schonung der Kräfte gedacht war, ist natürlich mit uns Tempobolzern nur ganz ganz schwer umzusetzen. Allen gut gemeinten Ratschlägen zum Trotz, wurden jetzt noch einmal alle Kräfte mobilisiert. Zeitspiel können wir nicht, werden es aber die Woche im Training mal üben.

Die verbissenen Gesichtszüge der Gastgeber entspannten sich langsam, mit dem 35:20 Sieg hatten sie am Ende denkbar knapp die Nase vorn.

Der HSV ging erhobenen Hauptes vom Feld, von der Tribüne gab es höflichen Beifall der Fans. „So einen starken C-Klassenaufsteiger haben wir hier noch nie gesehen“, hieß es allenthalben.

Das entsprach sicherlich der Wahrheit. Am kommenden Samstag um 17.50 Uhr steht endlich wieder ein Heimspiel an. In einem absoluten Toppspiel geht es, in einem der schwersten Heimspiele überhaupt, gegen den TV Nieder-Olm III.

Diese sind bis dato noch ungeschlagen, es steht also ein weiterer Handballleckerbissen vor der Tür

Für den HSV Alzey spielten:
Tor: Andi Büchse
Feld: Markus Frey, Ecky Hofrath (7), Lukas Fuchs (2), Dieter Jacob, Timo Seibel (2), Flo Kosiol (3/3), Volker Ahr, Max Laubner (2), Clemens Kreisel (4)